Super Concorde

Der sensible Wallach war ein perfekter Lehrmeister für Reiter jeder Ausbildungsstufe. Vom Longenschüler bis zum angehenden Dressurreiter vermochte er jedem etwas beizubringen.

Er schätzte einen Reiter, der seine sensible Art zu schätzen wusste und wer etwas Geduld mit ihm hatte, wurde stets mit einem lehrreichen Reiterlebnis belohnt.

Lieber Conci (Du bist mir hoffentlich nicht böse, dass ich Dich mit Deinem Spitznamen anrede…)

Als Du 8 Jahre alt warst, hatte ich mich - um einiges älter als Du - entschlossen, das Reiten zu erlernen... Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Reitlehrer vor meiner allerersten Longenstunde meinte, ich solle doch schon einmal den “Super Concorde" auf den Reitplatz führen. Es war das erste Mal für mich, dass ich einem Pferd näher als 5 Meter kam und als Aviatik-Fan war mir Dein Name ganz ehrlich gesagt auch nicht sonderlich geheuer: Viel Power und Überschall assoziierte ich damit. Also führtest Du eher mich als ich Dich auf den Reitplatz… Aber dann warst Du so ruhig und einfühlsam, dass aus der ersten Longenstunde eine zweite wurde, und noch eine, und noch eine… Und als mein Reitlehrer dann schlussendlich meinte “so, jetzt wollen wir aber ‘mal vorwärts machen” und die Longe das erste Mal ausklinkte, war mir, als hätte ich meinen ersten Solo-Flug genossen: ruhig, friedlich und sicher drehten wir gemeinsam unsere Bahnen und just in diesem Moment wurde mir klar, dass ich auch in Zukunft das Reiten wohl nie mehr werde lassen können.

Später dann, in Gruppen- und Privatstunden hattest Du mir natürlich schon noch das eine oder andere Mal gezeigt, dass Du Deinem "Überschall-Namen" auch gerecht werden konntest. Aber als gelehriger Schüler klopft man sich dann eben einfach den Sand aus den Reithosen und nimmt die Gelegenheit wahr, das Aufsitzen zu üben...

Viele andere Pferde habe ich seit unserer gemeinsamen ersten Longenstunde bis heute kennengelernt, mit ihnen Schul- und Privatstunden absolviert, Cavaletti Kurse bestritten, das Brevet erlangt, mit ihnen im Gelände unterwegs gewesen und sie als Pflegepferde betreut. Aber wie sagt man so schön: alte Liebe rostet einfach nicht.

Dass Du später dann Deinen Ruhestand auf einer Altersweide geniessen durftest, hattest Du Dir redlich verdient. Und dass Du nun dort friedlich eingeschlafen bist, stimmt mich zwar traurig, aber noch heute denke ich mit viel Freude zurück an all die schönen Dinge, die ich gemeinsam mir Dir erleben durfte und danke Dir von Herzen dafür.

Mein Dank gilt aber auch dem Verein “ProEquis”, der Dir diesen ruhigen und schönen Lebensabend ermöglicht hat - und irgendwann werden wir uns sicherlich wiedersehen und dann noch einmal gemeinsam eine Ehrenrunde drehen, ok?

Herzlichst,

Thomas (der Webmaster)